Für den zweiten Teil der TRAIECT Reihe werden die Instrumentalisten Mehdi Jalali und Yasamin Shahhosseini auf ihren jeweiligen Instrumenten spielen. Mehdi hat im Workshop das Tanbur vorgestellt, Yasamin die Oud. Welche Arten von Instrumenten sind das genau?
Beides sind Saiteninstrumente. Die Oud hat dreizehn Saiten inklusive einer Bass-Saite, das Tanbur drei, wovon zwei gleich gestimmt sind. Es gibt von beiden verschiedene Varianten: Yasamin spielt eine arabische Oud, Mehdi eine kurdische Bauart des Tanbur. Während das Tanbur ein Soloinstrument ist, nutzt man die Oud eher zur Begleitung. Während erstere im europäischen Raum kein Pendant hat, erinnert die Oud auch durch ihre Stahlsaiten an eine Gitarre. Die Ähnlichkeit ist nicht zufällig: So gibt es viele Hinweise, dass sich aus der Oud die Laute entwickelte, die durch weitere Veränderung sehr eng mit der Gitarre verwandt ist.
Die Instrumente wären nicht teil von TRAIECT, wenn es sich nicht um traditionsreiche Werkzeuge handeln würde. Damit können beide aufwarten: Durch die Untersuchung von Abbildungen lässt sich jeweils eine 7000 jährige Geschichte nachweisen. Beide Instrumente sind sowohl traditionell als auch spirituell stark verankert. Im Workshop erklärte Mehdi, dass das Tanbur bis vor kurzem bestimmte Riten zur Benutzung vorgab: Vor dem Gebrauch galt es sich die Hände zu waschen, nach der Aufführung wurde das Instrument geküsst. Ebenso war es für die Spieler Pflicht, einen Schnurrbart zu tragen; auch das ist heute nicht mehr zwingend der Fall. Das Tanbur ist tatsächlich so wertvoll und im gewissen Sinn heilig, dass es heute noch halb im Spaß wie ein weiteres Familienmitglied gezählt wird.
Trotz der erstaunlich langen Geschichte der beiden Instrumente gab es bis vor knapp einhundert Jahren keine Notationen oder Partituren. Die Stücke wurden „von Herz zu Herz“ weitergegeben, also von Meister zu Schüler über das Hörvermögen transportiert. Obwohl eine fehlende Partitur viel Freiraum für den Spieler suggeriert, ist genau das nicht der Fall: Aufgrund der Spielmuster gibt es nur wenige Stellen, an denen frei gespielt werden kann. Auch der Umgang mit den Instrumenten hat sich erst vor kurzem geändert: Seit nur rund 20 Jahren sind die strengen Regeln zur Benutzung außerhalb eines spirituellen oder traditionellen Rahmens aufgelockert bzw. passé. Beide Faktoren, die fehlende Notation und der bisher stark regulierte Einsatzbereich haben zur Folge, dass es kaum Stücke der Neuen Musik für diese Instrumente gibt. Nach dem Workshop gaben Yasamin und Mehdi sowohl traditionelle als auch zeitgenössische Stücke zum besten, um einen Ausschnitt der verschiedenen Einsatzgebiete zu zeigen.
Einen Eindruck von den Instrumenten der beiden bekommt man hier:
Gahan by Yasamin Shahhosseini
Soundcloud-Seite von Yasamin
Medi Yalali spielt Les Fenêtres II von Ali Gorji
Mehdi and Yasamin explain their instruments.
Yasamin, the oud and a lot of stuff to learn.
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English Version:
Instruments used in TRAIECT II: Tanbur and oud
The musicians Yasamin Shahhosseini and Mehdi Jalali are going to play for the second part of the TRAIECT series. In the workshop previous to the concert, Mehdi introduced the tanbur and Yasamin explained about her oud. But what kind of instruments are these exactly?
Both are string instruments. The oud has 13 strings including one base string, the tanbur three whereas two have the same tuning. There are many different variants of both instruments: Yasamin plays an arabic oud, Mehdi a kurdish build of the tanbur. The tanbur is often used as a solo instrument, the oud more for accompaniment. While the tanbur doesn’t have an european pendant, the oud is similar to the lute or guitar. The similarity is not a coincidence: There are many hints for the oud being the ancestor of the lute, which later became the guitar.
The instruments would not be used in TRAIECT if they didn’t have a traditional background. Both of them have plenty of it: The analysis of old depictions showed stunning 7000 years of history. The instruments are rooted deeply in tradition as well as in spiritualism. In the workshop Mehdi explained that there were certain rites and rules for using the tanbur only a very short time ago: Before playing the hands had to be clean and after playing the instrument had to be kissed. It was also important for the player to have a mustache, which now is no longer a must-have. The tanbur is so important to those who play it that it sometimes (nowadays more in a not so serious way) counted as a family member.
Despite of the long history there was no score for both instruments until about a hundred years ago. The pieces were transported “from heart to heart”, from master to apprentice via playing and listening. Although the missing of a score may be a sing for freedom in play, the opposite is the case: The patterns usually used allow only little to no improvisation. It is not a long time since the treatment with the instruments changed: Only 20 years ago strict rules apart from spiritual and traditional frames slightly began to get more and more lose. Both factors, the missing scores and the strictly regulated field of usage mean that there are only a few contemporary pieces for the tanbur and the oud. After the workshop Yasamin and Mehdi played traditional and contemporary pieces to show the bandwith of the different fields.
The two instrumentalists at the concert
Beides sind Saiteninstrumente. Die Oud hat dreizehn Saiten inklusive einer Bass-Saite, das Tanbur drei, wovon zwei gleich gestimmt sind. Es gibt von beiden verschiedene Varianten: Yasamin spielt eine arabische Oud, Mehdi eine kurdische Bauart des Tanbur. Während das Tanbur ein Soloinstrument ist, nutzt man die Oud eher zur Begleitung. Während erstere im europäischen Raum kein Pendant hat, erinnert die Oud auch durch ihre Stahlsaiten an eine Gitarre. Die Ähnlichkeit ist nicht zufällig: So gibt es viele Hinweise, dass sich aus der Oud die Laute entwickelte, die durch weitere Veränderung sehr eng mit der Gitarre verwandt ist.
Die Instrumente wären nicht teil von TRAIECT, wenn es sich nicht um traditionsreiche Werkzeuge handeln würde. Damit können beide aufwarten: Durch die Untersuchung von Abbildungen lässt sich jeweils eine 7000 jährige Geschichte nachweisen. Beide Instrumente sind sowohl traditionell als auch spirituell stark verankert. Im Workshop erklärte Mehdi, dass das Tanbur bis vor kurzem bestimmte Riten zur Benutzung vorgab: Vor dem Gebrauch galt es sich die Hände zu waschen, nach der Aufführung wurde das Instrument geküsst. Ebenso war es für die Spieler Pflicht, einen Schnurrbart zu tragen; auch das ist heute nicht mehr zwingend der Fall. Das Tanbur ist tatsächlich so wertvoll und im gewissen Sinn heilig, dass es heute noch halb im Spaß wie ein weiteres Familienmitglied gezählt wird.
Trotz der erstaunlich langen Geschichte der beiden Instrumente gab es bis vor knapp einhundert Jahren keine Notationen oder Partituren. Die Stücke wurden „von Herz zu Herz“ weitergegeben, also von Meister zu Schüler über das Hörvermögen transportiert. Obwohl eine fehlende Partitur viel Freiraum für den Spieler suggeriert, ist genau das nicht der Fall: Aufgrund der Spielmuster gibt es nur wenige Stellen, an denen frei gespielt werden kann. Auch der Umgang mit den Instrumenten hat sich erst vor kurzem geändert: Seit nur rund 20 Jahren sind die strengen Regeln zur Benutzung außerhalb eines spirituellen oder traditionellen Rahmens aufgelockert bzw. passé. Beide Faktoren, die fehlende Notation und der bisher stark regulierte Einsatzbereich haben zur Folge, dass es kaum Stücke der Neuen Musik für diese Instrumente gibt. Nach dem Workshop gaben Yasamin und Mehdi sowohl traditionelle als auch zeitgenössische Stücke zum besten, um einen Ausschnitt der verschiedenen Einsatzgebiete zu zeigen.
Einen Eindruck von den Instrumenten der beiden bekommt man hier:
Gahan by Yasamin Shahhosseini
Soundcloud-Seite von Yasamin
Medi Yalali spielt Les Fenêtres II von Ali Gorji
Mehdi and Yasamin explain their instruments.
Yasamin, the oud and a lot of stuff to learn.
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English Version:
Instruments used in TRAIECT II: Tanbur and oud
The musicians Yasamin Shahhosseini and Mehdi Jalali are going to play for the second part of the TRAIECT series. In the workshop previous to the concert, Mehdi introduced the tanbur and Yasamin explained about her oud. But what kind of instruments are these exactly?
Both are string instruments. The oud has 13 strings including one base string, the tanbur three whereas two have the same tuning. There are many different variants of both instruments: Yasamin plays an arabic oud, Mehdi a kurdish build of the tanbur. The tanbur is often used as a solo instrument, the oud more for accompaniment. While the tanbur doesn’t have an european pendant, the oud is similar to the lute or guitar. The similarity is not a coincidence: There are many hints for the oud being the ancestor of the lute, which later became the guitar.
The instruments would not be used in TRAIECT if they didn’t have a traditional background. Both of them have plenty of it: The analysis of old depictions showed stunning 7000 years of history. The instruments are rooted deeply in tradition as well as in spiritualism. In the workshop Mehdi explained that there were certain rites and rules for using the tanbur only a very short time ago: Before playing the hands had to be clean and after playing the instrument had to be kissed. It was also important for the player to have a mustache, which now is no longer a must-have. The tanbur is so important to those who play it that it sometimes (nowadays more in a not so serious way) counted as a family member.
Despite of the long history there was no score for both instruments until about a hundred years ago. The pieces were transported “from heart to heart”, from master to apprentice via playing and listening. Although the missing of a score may be a sing for freedom in play, the opposite is the case: The patterns usually used allow only little to no improvisation. It is not a long time since the treatment with the instruments changed: Only 20 years ago strict rules apart from spiritual and traditional frames slightly began to get more and more lose. Both factors, the missing scores and the strictly regulated field of usage mean that there are only a few contemporary pieces for the tanbur and the oud. After the workshop Yasamin and Mehdi played traditional and contemporary pieces to show the bandwith of the different fields.
The two instrumentalists at the concert
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