Mehdi Jalali & Tanbur.
Aufgewachsen in Teheran hat Mehdi im Alter von 17 Jahren begonnen, Musik zu studieren. Den Anfang machte er mit der Setar, drei Jahre später kam er zum Tanbur. Beide Instrumente sind ihm jetzt in etwa gleich wichtig. Gelernt hat er unter anderem bei Hamid Reza Mohseni, Jalal Zolfonoon, Masoud Shaari für die Setar, Mohammad Zolnouri und Taher Yarveysi für das Tanbur.
Gerade in die zeitgenössische Musik schätzt er das Tanbur, vor allem weil es für die Setar bis vor kurzem keine Stücke in dieser Sparte gab. Kennen gelernt hat er das Tanbur bei einem befreundeten Brüderpaar, von denen beide später auch seine Lehrer wurden. “Von Hamed Zand habe ich Daf und Tombak gelernt, Tanbur von Mohammad Zand. Ich war sehr vom Klang des Tanbur begeistert. Er ist einzigartig, es gibt kein Instrument mit einem ähnlichen Sound. Ich mag besonders die Geschichte und die kulturelle Einbettung des Instruments”, so Mehdi über das Tanbur. Früher so sagt er war es ein ländliches Instrument. Durch den Eintrag und die Berührung mit den Städten und deren Umfeld kam hat es in den letzten 15 Jahren einen radikalen Wandel erlebt und sich mit der Musik der Städte gemischt. Davor war es vor allem im ländlichen Raum vom Einsatzbereich her eher in einem iranischen Äquivalent zur Folk Musik verortet. Im iranischen heißt die Richtung „Maghami Musik“.
Und wie kommt Mehdi zu TRAIECT? Die Geschichte ist etwas länger. Im Alter von 18 Jahren hatte der Spieler die ersten Kontakte zu Neuer Musik. “Das war ein langer Weg, davor konnte ich nicht einmal, sagen wir Carl Orff von Mozart unterscheiden”, sagt er schmunzelnd. Mehdi lernte in seiner Anfangszeit schnell die unterschiedlichsten Stile kennen. Insbesondere iranische Komponisten und Komponistinnen haben es ihm angetan. Über den Kontakt zu einigen davon lernte er die HGNM kennen, mit der er bereits einige Projekte umgesetzt hat. Das bislang umfangreichste ist dabei wohl das DASTGAH-Festival aus dem Jahr 2016. “Ich freue mich über die fortgesetzte Zusammenarbeit und die Möglichkeit, mit iranischen und nicht-iranischen Komponistinnen und Komponisten Stücke zu erarbeiten. In den letzten Projekten habe ich sowohl von den Urhebern als auch von den Musikerinnen und Musikern viel für meine Spielweise dazu lernen können. Das hoffe ich in TRAIECT weiter ausbauen zu können.” Trotz seiner bereits bestehenden Erfahrungen im Bereich der Neuen Musik ist das diesjährige Projekt neu und spannend für ihn. Im Iran, so sagt der Musiker bestellt er die Stücke meistens und führt sie im Anschluss auf. Das gemeinsame Erarbeiten ist etwas Ungewöhnliches, auf das er sich freut.
“Ohje, das ist eine sehr gute Frage. Und eine schwierige!”, antwortet Mehdi wenn er nach einer Defintion von Neuer Musik suchen will. “Für mich ist es einfach etwas, das mich fesselt, das Zeitgenössische generell, also auch Malerei, Bildhauerei und Architektur. Ich kann es nicht richtig definieren.” Bei der Tradition ist es zwar auch schwierig, aber einfacher als bei der letzten Definition: “Tradition ist Geschichte. Das sind Sachen, die für die Zukunft aufgehoben werden. Es ist möglich, aus den traditionellen Bestandteilen etwas Neues zu schaffen. Ich stelle mir da ein altes Haus vor: Man möchte etwas Neues an seiner Stelle machen. Man hat jetzt die Möglichkeit, das Haus komplett abzureißen oder es mit den bestehenden Rohstoffen umzugestalten. Neue Musik ist eher das Umgestalten im Bestand, dafür muss man das Haus nicht abreißen.” Und gibt es einen Konflikt zwischen diesen beiden Welten? “Ja klar, das sind ganz unterschiedliche Dinge. Es ist aber kein Problem, diesen Graben zu überbrücken. Dafür nutzt man wie bei dem Haus die alte Materie für neue Dinge. Wenn man das fundiert macht, kann man das alte sogar in neuer Gestalt hören.” Dass das gelingt zeigt auch, dass gerade in den letzten fünf Jahren viele Komponisten für Neue Musik im Iran begonnen haben und es nun ein deutlich umfangreicheres Repertoire gibt. Mehdi ist außerdem sehr gespannt, sowohl die einheimischen Urheber die mit der Musik vertraut sind zu hören und zu spielen wie auch die ohne diesen traditionellen Hintergrund.
Darauf freuen wir uns zusammen mit ihm und wünschen schon einmal viel Erfolg beim Entwickeln und Einüben der Stücke.
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English Version:
Mehdi Jalali is the Tanbur instrumentalist for the upcoming TRAIECT: Iran. We had a talk with him about his life, his instrument and the project.
Growing up in Tehran, Mehdi started to study music in the age of 17. He began with the setar and learned the tanbur three years later. He now plays both instruments with an equal passion. Masters from which he learned are Hamid Reza Mohseni, Jalal Zolfonoon, Masoud Shaari for setar, Mohammad Zolnouri and Taher Yarveysi for tanbur.
Right when he started to learn his instruments, there were no contemporary pieces for them. He learned about the tanbur through friends of him, two brothers. He learned daf and tombak from Hamed Zand and tanbur from Mohammad Zand. “I was fascinated by the sound. It is unique, there is no instrument with a similar sound. Also I like the historical and traditional embedding”, explains Mehdi about the tanbur. In former times it was more of a rural instrument which had a role for something like folk music, iranian people call ‘Maghami Music’. When it came into contact and ‘moved’ to the cities, its meaning and use changed radically, it mingled with city music, he explains further.
How did Mehdi come to TRAIECT? The story is a bit longer. In the age of 18 he had the first contacts with contemporary music. “It was a long way. Before that I couldn’t differentiate between, lets say Carl Orff and Mozart” he says grinning. But he learned quickly about the different styles. Especially iranian composers are among his most liked ones. Through a few of them he learned about the HGNM and soon took part in a few projects. The most extensive one was the Dastgah-Festival from the year 2016. “I am glad about the continued cooperation and the opportunity to work together with non-iranian and iranian composers on the pieces. In the last projects I learned a lot for my way of playing, from the musicians and from the composers. I hope to work further on this in TRAIECT.” Despite of his knowledge and experience in contemporary music this project brings new and exiting aspects. In Iran the musician explains he orders the pieces and then performs them. Working and developing together is something he is looking forward to.
“Oh, that is a very good question. And a difficult one!”, he answeres when asked about a definition of contemporary music. “For me it is something that excites me, all of the contemporary art, including painting, sculpturing and architecture. I cannot define it proper.” It is also difficult to find a definition for tradition but a little more easy than for contemporary music: “Tradition is history. These are things that are preserved for the future. It is possible to create something new out of the existing material. I like to imagine it as an old house: You want to build a new house where the old one did stand. You now have the choice to tear the old one off. Or to build the new house using the materials of the old one. Contemporary music is more like the usage of existing materials, you do not have to destroy the old one completely.” But is there a conflict between those two worlds? “Yes of course, these are two completely different things. But at the same time it is not a problem to bridge the gap. Like with the old house, you use the old material for new things. If you do this well founded you can even hear the old structures in the new composition.” Proof for this is that in the last five years a lot of iranian composers began to write contemporary pieces and now it is really more than before. Mehdi is exited about the iranian composers as well as the ones from other countries to write for this instrument. He is curious about if and what difference will there be between the pieces.
We are looking forward with him on finding this out and wish good luck in developing and practicing the compositions.
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