Dienstag, 16. Oktober 2018

Shadi Kassaee

Shadi, gebürtige Hamburgerin und Kompositionsstudentin an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover schreibt in TRAIECT II ein Stück für die Oud. Wir haben uns mit ihr über ihre Perspektive auf das Projekt gesprochen.

Mit 19 Jahren ist Shadi die jüngste Komponistin des Projekts. Sie hat ihr Studium im Oktober 2017 begonnen und war davor Schülerin. Sie hat schon früh mit dem Komponieren am Klavier begonnen, zuerst beinahe unbewusst: „Ich war nie ein Fan von Notenlesen. Die Stücke habe ich lieber per Gehör nachgespielt und dann meine eigene Weiterentwicklung davon gespielt. Anfangs war das Improvisation, einige Jahre später habe ich meine Versionen aufgeschrieben.“ Begonnen hat es mit dem intensiveren Klavierspiel ab dem achten Lebensjahr. Mit zwölf Jahren kamen weitere Instrumente hinzu, für die dann auch Stücke komponiert wurden. „Mir gefiel die Freiheit, die Melodien zu gestalten“, sagt sie wenn sie an den Ursprung ihrer Lust am Komponieren zurückdenkt. Natürlich wollen wir auch wissen, wie Shadi zur Neuen Musik gekommen ist. Sie erklärt uns, dass das in der Zeit begann, in der sie auch anfing für andere Instrumente als das Klavier zu schreiben. Die neuen Melodien, Klänge und Geräusche, die sich für die Instrumente schreiben ließen haben sie fasziniert. „Außerdem habe ich auf Workshops und in den Bundeswettbewerben viele Eindrücke gesammelt. So bin ich dann irgendwie in diese Richtung geleitet worden“ erzählt sie. „Meine Stücke waren schon immer so ein wenig anders. Es ist schwer zu sagen, wie die Stücke damals geklungen haben aber ich beschreibe sie mal als Mischung aus westlicher und orientalischer Musik. Das liegt daran, dass meine Eltern aus dem Iran kommen und ich eine familiäre Prägung zur orientalischen Musik habe.“ Letztere hört sie auch heute noch gerne. Auf die Frage, ob Shadi mit einem kulturellen Background schreibt antwortet sie, dass das vor allem früher der Fall war. Jetzt kommen mehr Eindrücke dazu, von denen sie sich inspirieren lässt. Meistens, so sagt die Komponistin merkt sie erst nach dem Komponieren, dass sie mit einem traditionellen Hintergrund geschrieben hat. In TRAIECT will sie aber bewusst damit umgehen.
Das ist auch einer der Gründe, warum sie im Projekt ist. Die Verknüpfung von vertrauten traditionellen Instrumenten mit der Elektronik, das ist eine interessante Aufgabe. „Gleichzeitig entdeckt man die Instrumente neu. Daher freue ich mich auch auf die Zusammenarbeit mit der Instrumentalistin, denn ich habe wegen der neuen Möglichkeiten noch einige Fragen, was man ausprobieren kann. Mich interessiert, wie die anderen Komponisten das umsetzen werden.“ Shadi hat bereits in Projekten mitgewirkt, in denen ähnlich wie in TRAIECT der Komponist mit den Instrumentalisten zusammen arbeitet. In diesem Projekt ist die Elektronik aber eine neue Komponente.

Grundsätzlich kann man in der Neuen Musik mehr Freiheiten ausleben, so erklärt sie ihre Sicht auf das Genre. Es gibt eine große Auswahl an Klängen, Experimenten und Möglichkeiten Stile zu kombinieren. Im Gegensatz dazu steht die Tradition fest, hat feste Grenzen. Als Komponistin möchte sie stets unterschiedliche Aspekte ausdrücken: Gefühle und Konflikte sind aber im Hintergrund immer dabei. „Mit der Neuen Musik kommt man näher an den Zuhörer heran, sie ist ausdrucksstärker. In diesem Projekt wird es schwierig, weil man beide Bereiche, also Tradition und Neue Musik verbinden will. Ich habe sehr viele Ideen, mein Fokus liegt momentan dabei, das Instrument und die Elektronik zusammen zu bringen. Oft hat man da eine Idee und denkt: ‚Das passt perfekt zusammen!‘ und sobald es ins Detail geht stellt man fest: ‚Irgendwie passt das gar nicht‘. Im Groben kann man also eine Brücke bauen, im Detail ist das gar nicht so einfach. Man kann die Bereiche nicht einfach aneinander ‚kleben‘, man muss sehen wo es zusammen passt.“ Die Tradition, so erklärt sie, ist etwas das den Charakter des Instruments trifft. Die Oud ist ein traditionelles Instrument und wenn man damit versucht etwas Neues zu kreieren dann ist das auch ein ganz anderer Umgang mit dem Instrument. „Ich will versuchen, den Charakter des Instruments wie man ihn aus der Tradition kennt in der Neuen Musik zu zeigen. Also in der Tradition bleiben aber genau damit etwas neues ausprobieren.“ In der Komposition wird es daher klanglich eher traditionell bleiben, mit Hilfe der Elektronik und neuer Klänge wird etwas neues entstehen. Innerhalb der Komposition ist noch einiges offen. Die Grundidee ist Repetition, sowohl im Spiel des Instruments als auch von Seiten der Elektronik. Shadi hat bereits früher ein Werk für Gitarre komponiert, an das sie in manchen Punkten anknüpft, was nicht zuletzt an der Ähnlichkeit der verwendeten Instrumente liegt. Ein Konzept, nämlich der Ablauf westlich – orientalisch – Verwirrung könnte wieder eine große Rolle spielen. Allerdings wird ein Teil der Herausforderung sein, zu sehen wie die Oud auf die Elektronik reagiert und wie man damit umgeht. Wir wünschen schon einmal viel Erfolg bei der weiteren Arbeit an der Verknüpfung der Gegensätze und freuen uns auf die Umsetzung im Konzert.



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English version:

Shadi was born in Hamburg and is currently studying composition at the Hanover University for Musik, Drama and Media. She is going to write a piece in TRAIECT II for the oud. We did talk with her about her perspective and the project.

With 19 years Shadi is the youngest composer of the project. She began to study in october 2017 and was a pupil before. She did begin to compose for piano early, nearly unconsciously: “I never had been a fan of reading scores. So I played the pieces I had to learn by listening to them. Based on that experience, I sometimes continued to develop them further. At the beginning this was improvisation, a few years later I wrote down my own versions.” All began with the intensified learning of the piano at the age of eight. At the age of twelve, more instruments were added to the learning, and she continued to write pieces for the new ones too. “I liked the freedom to form the melodies”, she says when she thinks back to the beginning of her passion for composing. Of course we want to know how Shadi came to New Music. She explains that in the time where she started to write for other instruments than the piano, she also began to write new melodies. Also sounds and noises were of interest for her. “On top of that I collected a lot of experiences and ideas at competitions. Somehow I got into this genre” she says. “My pieces were a little bit different, have always been. It is difficult to express how the pieces sounded back then but I like to describe them as a mixture between western and middle eastern music. My parents come from Iran and therefore I am a bit coined when it comes to middle eastern music.” She likes to listen to this music to date. When asked if she composes with a traditional background she answers that this has been the case in former times. Now more and more impressions come together from which she is inspired. In most cases she discovers only afterwards that she had been composing with a traditional background. In TRAIECT she wants to handle this more deliberately.
Which is one of the reasons why she is taking part in the project. The linking between known traditional patterns and electronics is a very interesting task. “At the same time you get to know the instruments at a whole new level. I am looking forward to work together with the instrumentalist because I have questions that appeared due to the new possibilities. I want to ask her what we can try on the oud. Also I am very excited about what the other composers are going to do in their pieces.” Shadi did already work in projects similar to this one. The factor of electronics is something new though.
One can basically live more freedoms in New Music, she explains when talking about the genre. There is a broad range of sounds, experiments and possibilities to combine different styles. In the opposite, tradition stands still, has solid borders. As a composer Shadi likes to express different things but feelings and conflicts do always play a role. “You can get closer to the listener by using New Music, it is stronger in expressing itself. It is difficult in this project, because I want to connect tradition and New Music. So I have a lot of ideas, my focus is to bring the instrument and the electronics together. A lot of times you have an idea and be like: ‘This fits perfectly together!’ and when looking in detail how it might work you discover that it is very difficult and not so easy to combine. You can’t just ‘glue’ the different parts together, you have to look where it fits.” Tradition is something that is somehow the character of the instrument. The oud is a traditional instrument and trying to create something new for it results in a different way of use. “I want to try to show the character that is based in tradition through New Music. So to stay in the tradition but pick it up and form something new.” The piece therefore will be traditional, when it comes to sound but will create something new with the support of electronics. Within the composition there are a few things unclear. The basic idea is repetition, at the same time while playing the instrument as from the electronics. Shadi did already compose a piece for guitar earlier to which she wants to connect. This is also due to the similarities between the oud and the guitar. It might be that she will use a pattern, western – middle eastern – confusion, again to connect to existing pieces. But it depends on how the oud will react to the electronics and how she will handle it. We wish her good luck when she continues to work on the link between the opposites and are looking forward to hear it in concert.

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