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Traditionelle Asiatische Instrumente und Elektronik. Das ist der Titel unserer Projektreihe, die nun ihre vierte Ausgabe hat. Im Zentrum steht diesmal ein Duo aus Đàn Bầu, einem Monochord-Instrument, und Ả Đào, eine besondere Form des Gesangs. Sowohl Ả Đào als auch Đàn bầu sind in Vietnam weit verbreitet. Das Đàn bầu ist ein Instrument, das auf nur einer Saite mit vielfältigen Modulationen des Tons gespielt wird. Der Gesang in der Ả Đào Tradition ist eine komplexe Kunstform, bei der Laute überwiegend mit geschlossenem Mund geformt werden.
Traditionelle Asiatische Instrumente also. Aber das ist nicht das Besondere an TRAIECT. Der Kern des Projekts ist recht einfach erklärt: Es geht um die Begegnung von Komponist:innen neuer Musik mit Instrumentalist:innen traditioneller asiatischer Musik. Das Projekt bildet den Rahmen für eine Begegnung, aus der heraus die Stücke entstehen und sich das gemeinsame Schaffen entfalten kann.
In der Praxis bedeutet das, dass sich in einem Auftakt-Workshop im April 2023 Komponist:innen und Instrumentalistinnen begegneten, um zusammen die Grundlage für die Kompositionen zu legen. Das gegenseitige Verständnis, das Kennenlernen der jeweiligen Kontexte — traditionelle vietnamesische versus neue westliche Musik — sowie die Einbettung der Instrumente in ihre Traditionen waren zentrale Bestandteile dieser Begegnung. Erst im Anschluss an diesen Workshop begann das Komponieren. Was ist dazu auf Seiten der Musikerinnen wichtig? Offenheit. Und auf Seite der Komponist:innen? Respekt. Offenheit deshalb, weil man gewohnte Muster verlassen wird, sich einlassen möchte auf die neuen Spielarten, Freude am Entdecken an den Tag legt. Respekt, weil man nicht irgendetwas komponiert, sondern die Kontexte einbezieht, die Menschen, die Notationssysteme und die Einbettung der Instrumente.
Vietnam hat mit seinen über fünfzig verschiedenen Ethnien und einem Vielfachen an musikalischen Traditionen einen enormen und diversen kulturellen Reichtum. Die für dieses TRAIECT gewählten Musikerinnen, NGO Tra My und VU Thi Thuy Linh, vertreten zwei von ihnen. Zum Đàn bầu Instrument und dem Ả Đào Gesang tritt für die sieben Komponist:innen aus Kolumbien, England, Italien, Deutschland, dem Iran und Vietnam die Elektronik, die nicht als Effekt verstanden wird, sondern als eigenständige Partnerin. Sie gibt zusätzliche Möglichkeiten der Kombination oder Konfrontation, der Ergänzung oder Verwandlung. Die besondere Konstellation und enge Zusammenarbeit lässt neue Werke entstehen, die keine Neuauflage der Tradition darstellen, sondern Ergebnisse dieser besonderen Begegnung sind, aus der jeweiligen kompositorischen Perspektive.
Besonders ist in diesem Teil der Reihe eine interaktive Installation, die in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek Hannover über mehrere Wochen gezeigt wird und in der die Begegnung aus Sicht der sieben Komponist:innen und zwei Musikerinnen multimedial veranschaulicht wird.
Was also wird herauskommen? Was wird bleiben?
Wir hoffen, es kommen Verbindungen zwischen den Beteiligten heraus und hoffen, dass diese auch bleiben, nachdem das Projekt „beendet“ ist. Wir sind uns sicher, dass die in diesem Projekt entstandenen Stücke nicht nur musikalische neue Erfahrungen kreieren, sondern auch neue Perspektiven eröffnen, im besten Sinne also etwas „Unerhörtes“.
Wir bleiben gespannt und schauen in diesem Blog Stück für Stück hinter die Kulissen, hinter die Stücke, hin zu den Menschen, die sie gestaltet haben und ihren Gedanken. In diesem Sinne wünschen wir viel Spaß beim Lesen und immer wieder neue Einblicke.
Aus der Installation von TRAIECT IV / Part of the installation of TRAIECT IV |
Traditional Asian instruments and electronics. This is the title of our project series, which is now in its fourth edition. This time the focus is on a duo made up of Đàn Bầu, a monochord instrument, and Ả Đào, a special form of singing. Both Ả Đào and Đàn bầu are widespread in Vietnam. The Đàn bầu is an instrument played on just one string with a variety of modulations of tone. singing in the Ả Đào tradition is a complex art form in which sounds are predominantly formed with the mouth closed.
So, traditional Asian instruments it is. But that's not what's special about TRAIECT. The core of the project is explained quite simply: It is about the encounter between composers of new music and instrumentalists of traditional Asian music. The project forms the framework for an encounter from which the pieces emerge and the collaborative work can unfold.
In practice, this means that composers and instrumentalists met in a kick-off workshop in April 2023 to lay the foundation for the compositions together. Mutual understanding, getting to know the respective contexts - traditional Vietnamese versus new Western music - and the integration of the instruments into their traditions were central components of this encounter. Composing only began after this workshop. What is important for the musicians? Openness. And on the composer’s side? Respect. Openness because you will leave familiar patterns, want to get involved in new types of ways to play music, and enjoy discovering things. Respect because you don't compose just anything, but rather take into account the contexts, the people, the notation systems and the integration of the instruments.
Vietnam has enormous and diverse cultural wealth with over fifty different ethnic groups and multiple musical traditions. The musicians chosen for this TRAIECT, NGO Tra My and VU Thi Thuy Linh, represent two of them. For the seven composers from Colombia, England, Italy, Germany, Iran and Vietnam, electronics join the Đàn bầu instrument and the Ả Đào singing, which is not seen as an effect, but as an independent partner. It gives additional possibilities of combination or confrontation, of complementation or transformation. The special constellation and close collaboration creates new works that do not represent a new edition of the tradition, but are the results of this special encounter, from the respective compositional perspective.
What is special in this part of the series is an interactive installation that will be shown in collaboration with the Hanover City Library over several weeks and in which the encounter from the perspective of the seven composers and two musicians is illustrated in multimedia.
So what will emerge? What will remain?
We hope that connections emerge between those involved and hope that these remain after the project is “finished”. We are sure that the pieces created in this project not only create new musical experiences, but also open up new perspectives, something “unheard of” in the best sense of the word.
We remain excited and in this blog we look bit by bit behind the scenes, behind the pieces, to the people who designed them and their thoughts. With this in mind, we hope you enjoy reading and always gain new insights.
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